SERBISCH-ORTHODOXE KIRCHENGEMEINDE IN TIROL

Kosaken und ukrainische Zwangsarbeiter, die nach dem Ende des 2. Weltkriegs nicht mehr nach Russland zurückkehrten, waren die ersten orthodoxen Gläubigen in Tirol. Die Innsbrucker Stadtverwaltung stellte ihnen und allen Orthodoxen die Schulkapelle in der Siebererstraße als Gotteshaus zur Verfügung. Um die Gottesdienste nach den in der orthodoxen Kirche üblichen Gebräuchen zelebrieren zu können, stellten sie eine Ikonostase auf.

Die Zahl der orthodoxen Gläubigen erhöhte sich in den 60er Jahren zusehends durch die Wirtschaftsmigration, vorwiegend aus dem ehemaligen Jugoslawien, aber auch mit dem Zustrom griechischer Studenten. Mit der Gründung einer serbisch-orthodoxen Kirchengemeinde für Salzburg, Tirol und Vorarlberg im Jahr 1974, reiste ein Pfarrer aus Salzburg alle zwei Wochen nach Innsbruck, um Gottesdienst zu halten. Die serbisch-orthodoxe Pfarre und Kirchengemeinde in Innsbruck als erste selbstständige Institution in Tirol wurde im Jahr 1992 gegründet und gehört zur serbisch-orthodoxen Diözese für Mitteleuropa mit Sitz in Hildesheim bzw. untersteht dem Bischof Konstantin (Djokic). Sie betreut alle Orthodoxen in Tirol. An Gottesdiensten nehmen neben Serben, die den größten Anteil an Orthodoxen stellen, auch rumänische, bulgarische, georgische, griechische und russische Gläubige teil.

Pfarrer und Vorsteher der Kirchengemeinde Innsbruck ist Pfarrer Dipl. Theol. Vidoslav Vujasin. Die Pfarre Innsbruck umfasst das Gebiet von Jenbach bis nach Reutte und von Seefeld bis zum Brenner. Sie verfügt über zwei kirchendienstliche Stellen, eine in Innsbruck und eine in Reutte.

Die serbisch-orthodoxe Kirchengemeinde für Tirol umsorgt heute 8.000 – 10.000 Gläubige, davon zählt allein die Pfarre Innsbrucks „Heiliger Johannes der Täufer“ 3.000 – 4.000 Gläubige. Innerhalb der Kirchengemeinde befindet sich neben der Initiative für den Kirchenbau (bzw. Adaption eines geeigneten Objekts) auch der Frauenverband für soziale und karitative Arbeit. Die Pfarre bringt regelmäßig einen Pfarrbrief heraus und ermöglicht ihren Gläubigen Zugriff zur Erbauungsliteratur (auch in deutscher Sprache).

Unsere Gemeinde pflegt gute Kontakte zu katholischen und evangelischen Kirchengemeinden und Pfarreien.

Die Kirchengemeinde ist im Ökumenischen Arbeitskreis der christlichen Kirchen sowie in der Ökumenischen Initiative Tirol vertreten, wirkte beim Integrationsprojekt des Landes Tirol mit und nimmt aktiv an Kommunalveranstaltungen der Stadt Innsbruck teil.

Seit 1995 wurde in Tirol der Religionsunterricht in den Schulen auch für Orthodoxe eingeführt und wird von Pfarrern und Religionslehrern abgehalten.

Die integrationsbereite Lebensweise serbischer Wirtschaftsmigranten hatte zur Folge, dass sich die zweite und dritte Generation der Migranten immer häufiger entschloss, in Tirol zu bleiben. Dadurch erweiterte sich die bestehende Pfarre wesentlich, und ein Pfarrer konnte die Seelsorge und Katechese nicht mehr allein bewältigen.

Eine zweite serbisch-orthodoxe Pfarrei in Tirol wurde 2001 in Kufstein gegründet.

Mag. Gordana Nadler