Stevan Nemanja hatte drei Söhne: Vukan, Stefan und Rastko.
Den Jüngsten, Rastko (1169-1235) zeichneten Bescheidenheit, Gutmütigkeit und Barmherzigkeit aus.
Anstatt auf die Jagd zu gehen und sich zu vergnügen, widmete er seine Freizeit sowohl dem Lesen der Heiligen Schrift als auch anderer Bücher.
In der Zeit, als sein Vater ihn ernsthaft als seinen Nachfolger vorbereitete, flüchtete er zum Heiligen Berg Athos, nahm im Kloster Rusik die Mönchstonsur an und bekam den Mönchsnamen Sava. Vergeblich waren die Versuche seines Vaters, ihn zurückzuholen. Obwohl er erst 17 Jahre alt war, entschied er sich als Mönch Gott und seinem Volk zu dienen.
Diese Entscheidung des Heiligen Sava wurde vom barmherzigen Gott vielfältig gesegnet, wovon wir heute noch immer Zeuge sind.
Nachdem der Vater des Heiligen Sava Mönch wurde und nach Athos kam, gründeten beide für die serbischen Mönche das Kloster Hilandar Durch Wirken des Heiligen Sava wurde Hilandar das Zentrum der serbischen Geistlichkeit und des Glaubens. Dort wurden jungen Menschen als Volkslehrer, Aufklärer, Erleuchter, Bischöfe und Priester ausgebildet. Es wurde geschrieben, gelesen und die Bücher wurden für die Bedürfnisse der Serbischen Kirche übersetzt.
Acht Jahre nach dem Tod des Mönchs Simeon zerstritten sich die Brüder des Heiligen Sava. Um die Gefahr dieser Auseinandersetzungen für das serbische Volk und den Glauben zu verhindern, kehrte Sava mit den Reliquien (Gebeinen) seines Vaters, des Heiligen Simeon, von Athos nach Serbien zurück. In Serbien wurden die Reliquien freudig empfangen und im Kloster Studenica beigesetzt. Damit war der Versuch des Heiligen Sava, die zerstrittenen Brüder zu versöhnen, gelungen.
Zehn Jahre blieb der Heilige Sava mit seinem Volk in Serbien. Unermüdlich arbeitete er an der Aufklärung seines Volkes. Er sorgte dafür, dass gutmütige und hingebungsvolle Priester und Mönche dem serbischen Volk das Evangelium predigten. Einige von ihnen schickte er auf den Berg Athos, damit sie sich auf ihre Mission als Hirten vorbereiten konnten.
Er baute Gotteshäuser, Schulen, bereiste Serbien, lehrte und predigte.
DER HEILIGE SAVA ALS ERZBISCHOF
Im Jahre 1217 kehrte der Heilige Sava nach Athos zurück, um sich für die bevorstehende wichtige Mission vorzubereiten.
Er selbst erlebte in Serbien viele Schwierigkeiten und viel Elend. Die Kirche war noch vom Patriarchat in Konstantinopel abhängig. Der Heilige Sava sah ein, dass es besser wäre, die Kirche für autokephal (selbstständig) zu erklären. Dadurch wurde der serbischen Kirche die Möglichkeit gegeben, Bischöfe und Erzbischöfe unabhängig von Patriarchat in Konstantinopel zu ernennen.
Deshalb entschloss er sich für die Unabhängigkeit der Kirche einzutreten.
Er brach mit einigen seiner Schüler von Athos nach Nikäa auf, wo der Sitz des damaligen Byzantinischen Kaisers Theodoros I. Laskaris sowie des Patriarchen Manuel I. war, um über die Lage in Serbien zu berichten und sie darum zu bitten, die Serbische Orthodoxe Kirche für autokephal zu erklären. Da der Heilige Sava großes Ansehen genoss, waren der Zar und der Patriarch damit einverstanden, so dass der Heilige Sava zum ersten serbischen Erzbischof geweiht wurde und die serbische Kirche ihre Unabhängigkeit im Jahre 1219 erhielt.
Nach Beendigung seiner Mission in Nikäa, kehrte der Heilige Sava nach Athos zurück und reiste über Thessaloniki nach Serbien. Für den Hauptsitz des Erzbistums ernannte der Heilige Sava das Kloster Zica, das sein Bruder Stefan der Erstgekrönte gründete. Seine früher begonnene Mission setze er unter seinem Volk fort, jetzt aber als Erzbischof mit noch mehr Hingabe und Eifer.
Durch seinen Verdienst genoss der serbische Staat großes Ansehen. Das äußerliche Zeichen des Wohlstandes und des Ansehens des serbischen Staates war die durch den Heiligen Sava durchgeführte Krönung seines Bruders Stevan im Kloster Zica zum König Stefan dem Erstgekrönten.
Nachdem der Heilige Sava Ordnung in die Kirche brachte, berief er den besten seiner Schüler Erzbischof Arsenije zu seinem Nachfolger und entschloss sich zum zweiten Mal zur Pilgerreise ins Heilige Land, nach Ägypten und Kleinasien. Während der Rückkehr nach Serbien, verstarb er am 27. Januar 1235 (1236) in Trnovo, Bulgarien. Seine Reliquien wurden nach Serbien in das Kloster Mileseva gebracht und beigesetzt, wo sie bis zum Jahr 1594 blieben. Von dort brachte sie der Osmanische Sinan Pascha nach Belgrad und verbrannte sie auf dem Berg Vracar.
Die Serbische Orthodoxe Kirche nach dem Heiligen Sava Nachdem der Heilige Sava im Jahre 1234 vom Erzbischofsthron stieg bis zur Errichtung des Serbischen Patriarchats im Jahre 1346 vergingen 112 Jahre.
In dieser Zeit der großen Erfolge und der Stärkung des mittelalterlichen Serbiens, lösten sich auf dem Thron des Heiligen Sava 11 Erzbischöfe ab, die den weiteren Aufbau der serbischen Kirche auf der Grundlage, die der Heilige Sava vorbereitet hatte, fortsetzten.
Im Laufe der Ausbreitung der Serbisch-Orthodoxen Kirche und ihrer Mission wurden viele neue Diözesen gegründet. In der Zeit nach dem Heiligen Sava hielten die Erzbischöfe und das Volk zusammen und kämpften gegen Uniatismus (die Bekehrung zum Katholizismus) und gegen die Macht der katholischen Kirche.
Obwohl in dieser Zeit die Verhältnisse zwischen westlicher und östlicher Kirche, sowie zwischen den westlichen und östlichen Ländern kompliziert und komplex waren, bewahrte die Serbische Orthodoxe Kirche ihre Unabhängigkeit. Das verdankte sie dem Heiligen Sava und dem tief geprägten und starken Geist des orthodoxen Glaubens.
Im Jahre 1253 verlegte der Erzbischof Arsenije den Hauptsitz vom Kloster Zica nach Peć (Patriarchat von Peć).
DER AUSRUF DES SERBISCHEN PATRIARCHATS
Nach dem Tode des Heiligen Sava schritt das serbische Volk voran und erreichte große Erfolge und Ruhm in der Zeit von Zar Dusan. Er eroberte viele Gebiete und machte seinen Staat zum angesehensten und mächtigsten auf dem Balkan.
Der Ausruf des Serbischen Patriarchats ist unmittelbar mit dem Ausruf des Zaren Dusan verbunden.
Im Jahre 1346 rief er ein Konzil in Skoplje ein, an dem der bulgarische Zar, Patriarch sowie Erzbischof von Ohrid teilnahmen. Während dieses Konzils, das am Palmsonntag stattfand, wurde das Erzbistum in Peć zum Patriarchat erklärt und der damalige Erzbischof Joanikije wurde der erste serbische Patriarch.
Sechs Jahre später, hat der ökumenische Patriarch Kallist I. in Konstantinopel Zar Dusan, den serbischen Patriarchen und das Konzil mit einem Bann belegt (Anathem), weil sie den Sitz des serbischen Erzbistums zum Patriarchat erklärt haben.
In der Zeit des Königs Lazar hob der Patriarch in Konstantinopel das Anathem wieder auf, womit das serbische Patriarchat bestätigt und die Kirchenspaltung aufgehoben wurde.
ERSTE AUFLÖSUNG DES PATRIARCHATS VON PEĆ IM JAHRE 1459
Durch den Verlust der Freiheit und der staatlichen Unabhängigkeit begann die Zeit des Unheils für die Serbische Orthodoxe Kirche und für das serbische Volk.
Nach der Schlacht auf dem Amselfeld im Jahre 1389 und dem Untergang von Serbien verfolgten die Osmanen das Christentum.
Kirchen und Klöster wurden gnadenlos abgerissen, verbrannt und zu Moscheen umgebaut. Von Kirchen wurden Glocken abmontiert und daraus Werkzeuge gebaut.
Diese schwierige Lage der Serbischen Orthodoxen Kirche führte dazu, dass das Patriarchat von Peć im Jahre 1459 aufgehoben wurde.
Die Zeit von der Aufhebung des Patriarchats von Peć bis zum Wiederaufbau im Jahre 1557 stellt die dunkelste Zeit in der Geschichte der Serbischen Orthodoxen Kirche dar.
Nach dem Untergang des Despotenreiches im Jahre 1459 verloren auch die anderen serbischen Gebiete ihre Unabhängigkeit: Bosnien wurde 1463 von den Türken unterworfen, Herzegowina 1482, Zeta blieb aber bis zum Jahr 1499 unabhängig. Ende des 15. Jahrhundert befanden sich alle serbischen kirchlichen Gebiete unter der türkischen Knechtschaft.
WIEDERAUFBAU DES SERBISCHEN PATRIARCHATS IM JAHRE 1557
Die Serben sammelten sich in alten Klöstern, Stiftungen und Kirchen, die von den Türken verschont wurden, suchten durch Gebet und Gusle (das Volksinstrument) Trost und Kraft, um in der Hoffnung auf bessere Zeiten auszuhalten.
Mit dem Wiederaufbau des Patriarchats von Peć im Jahre 1557 begann die neue Epoche in der Geschichte der Serbische Orthodoxen Kirche und des serbischen Volkes.
Das wieder errichtete Patriarchat ermöglichte die nationale sowie kirchliche Wiedervereinigung des serbischen Volkes. Sein Wirken trug dazu bei, dass das serbische Volk während der langen türkischen Knechtschaft das Nationalbewusstsein bewahrte und dem Christentum treu blieb.
Zum Wiederaufbau des Patriarchats trug die damalige politische Lage und das staatliche Interesse der Türkei bei, denn um damaligen Zeitpunkt war die Versöhnung mit dem serbischen Volk für Türken von Vorteil.
Im Jahre 1557, hundert Jahre nach der Aufhebung des Patriarchats von Peć, ist es dem Mönch Makarije Sokolovic, dem Bruder von Mehmed Pascha Sokolovic, der durch den berüchtigten „Blutstribut“ als Kind in die Türkei verschleppt wurde und dort den Islam annahm, gelungen, die Unabhängigkeit des Patriarchats von Peć zu verwirklichen, indem er vom türkischen Sultan das Dokument (Ferman) erhielt, durch das die Erneuerung des Patriarchats bestätigt und Makarije zum Patriarch wurde.
ENDGÜLTIGE AUFHEBUNG DES PATRIARCHATS VON PEĆ IM JAHR 1766
Da die Türken wussten, dass die Kirche das geistliche Zentrum des serbischen Volkes ist, bemühten sie sich, diese zu zerstören, um das serbische Volk und die Kirche mühelos unterwerfen zu können. Griechische Geistliche wurden in dieser Zeit vermehrt eingesetzt, die sich nun auch auf dem Thron des Patriarchen befanden. Der Patriarch von Peć, der Grieche Kalinik der Zweite, schlug vor, im Einverständnis mit dem Patriarchen von Konstantinopel Samuilo I., das Patriarchat von Peć endgültig aufzuheben, was der türkische Sultan im Jahre 1766 tat und das Patriarchat von Peć dem Patriarchat in Konstantinopel anschloss.
Obwohl die Aufhebung des Patriarchats von Peć nicht unerwartet kam, war sie für das serbische Volk sehr schmerzhaft. Jetzt fühlte sich das Volk verloren. Serben als Patriarchen gab es nicht, die höhere kirchliche Hierarchie verschwand. Die Sorgen des serbischen Volkes sowie der Kirche oblagen den Geistlichen der unteren kirchlichen Hierarchie.
DIE SERBISCHE KIRCHE IN DER HABSBURGER MONARCHIE
Die Umsiedlung der Serben unter dem Patriarch Arsenije III. Carnojevic im Jahre 1690.
Ende des XVII. Jahrhunderts unterwarfen die Türken viele Völker auf dem Balkan. Im Jahre 1693 belagerten die Türken Wien. Der österreichische Zar Leopold I. rief das serbische Volk zum Aufstand gegen die Türken auf. Die Serben nahmen den Vorschlag an, lösten den Aufstand aus und drängten die Türken bis Skoplje zurück. Aus Angst vor Rache zogen die Serben im Jahre 1690 aus ihren Häusern, folgten dem Patriarchen und den Priestern und besiedelten Srem, Slawonien, Backa und Banat bis Budim. Auf der anderen Seite besiedelten die Serben aus Bosnien und Kroatien das Gebiet Slawonien als Grenzbewohner. Der österreichische Kaiser versprach den Serben als Gegenleistung viele Begünstigungen, wie z.B. dass die Serben ihren Glauben frei bekennen können, dass sie ihr geistliches Oberhaupt frei wählen und Schulen in serbischer Sprache betreiben können.
Aufgrund dieser Begünstigungen konnten die Serben alle kirchlichen und völkerrechtlichen Angelegenheiten auf Konzilen regeln, die in den Klöstern Krusedol oder Hopovo, in Temisvar, Novi Sad oder Sremski Karlovci, wo der Hauptsitz des serbischen Patriarchen und Metropoliten war, stattfanden. Dass die Serben ihren Glauben, das Nationalbewusstsein, Sprache und Schrift bewahren konnten, ist der größte Verdienst der Kirchenoberhäupter, die mit Ausdauer und Geschicklichkeit für die Grundrechte ihres Volkes kämpften. Nach diesen Grundrechten folgten weitere kulturelle Errungenschaften, die dazu beitrugen, dass die Gebiete, die sich in düsteren Zeiten der türkischen Knechtschaft befanden, zum Leuchtturm wurden, aus dem heraus das Licht des Glaubens und der Aufklärung das serbische Volk bestrahlte.
WIEDERVEREINIGUNG DER SERBISCHEN ORTHODOXEN KIRCHE
Bis zum Balkankrieg 1912 – 1913 lebte das serbische Volk in vier Staaten: Serbien, Montenegro, Ungarn und unter dem Osmanischen Reich. Die Verwaltung erfolgte durch sechs verschiedene kirchliche Jurisdiktionen (Judikativen).
Nach der staatlichen Wiedervereinigung fanden die Konferenzen der Metropoliten und Erzbischöfe mit dem Ziel statt, die Wiedervereinigung der Kirche zu verwirklichen.
Am 30. August 1920 wurde das serbische Patriarchat erneuert und als Patriarch der damalige Metropolit Serbiens Dimitrije ernannt.
Nach ihm folgten auf dem Thron des serbischen Patriarchen: Varnava, Gavrilo, Vikentije, German und Pavle.